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Die Weichen fürs Leben stellen – aber in welche Richtung?

Abi - und dann?! Orientierungstage für junge Erwachsene an der Evangelischen Akademie Hofgeismar

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Orientierungswochenende "Abi - und dann?!"

Die Weichen fürs Leben stellen – aber in welche Richtung?!

„Das Wochenende war sehr spannend. Ich empfehle es auch anderen Schülern vor dem Abitur. Es ist gut, sich so früh wie möglich zu orientieren, sich selbst zu erkennen und sich Ziele zu setzen. Man muss wissen, wer man ist, um seine Ziele verfolgen zu können.“ Das sagt Amelie Moos, eine 19 Jahre alte Schülerin eines hessischen Gymnasiums. An der Evangelischen Akademie Hofgeismar der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck hat sie am Orientierungswochenende „Abi – und dann?“ teilgenommen.

Uwe Jakubczyk, Studienleiter an der Akademie, bietet solche Orientierungstage für junge Erwachsene seit zwölf Jahren an der Akademie an. Anfangs kamen 60 bis 70 Schüler zu dem Wochenendseminar, berichtet Uwe Jakubczyk, und obwohl die Schulen hinzugelernt haben und ihre Schüler immer häufiger zu anderen Orientierungsangeboten selbst einladen, seien es heute meist immer noch 40. Diese Angebote werden immer nötiger, urteilt Uwe Jakubczyk, denn die Entscheidung, welchen Weg die jungen Leute nach dem Abitur wählen sollten, falle den Jugendlichen mit der wachsenden Zahl an Berufen, Abschlüssen und Möglichkeiten immer schwerer; hinzu komme für manche junge Erwachsene die Angst, das
„Hotel Mama & Papa“ zu verlassen – aber in welche Richtung?


„Lässt man sich auf einen Beruf ein, der nicht zu einem passt?“

Während zahlreiche Schüler und Eltern die sinnvolle und naheliegende Möglichkeit einer klassischen Berufsausbildung gar nicht mehr ins Kalkül ziehen, rät Uwe Jakubczyk, der im Laufe der Jahre etwa tausend junge Menschen in der Orientierungsphase begleitet hat, durchaus zur Ausbildung im Dualen System. Wer sie absolviere, komme erfahrungsgemäß auch erfolgreicher durchs Studium, denn diese Möglichkeit stehe ja den Absolventen mit Abitur nach abgeschlossener Ausbildung immer noch offen.

Jakubczyk kennt auch jene Jugendlichen, die nur einen Beruf wählen wollen, weil sie ihn kennen. Sie sagten: „Ich werde Lehrer, weil ich nichts Anderes kenne.“ Uwe Jakubczyk fragt: „Aber ist das dann immer die richtige Entscheidung für diese jungen Menschen? Bleiben so nicht man- che anderen Orientierungsmöglichkeiten ungenutzt? Oder schlimmer noch: Lässt man sich dabei vielleicht auf einen Beruf ein, der so gar nicht zu einem passt?“

Die Biostrukturanalyse ist wie ein Kompass

Uwe Jakubczyk sagt: „Die Biostrukturanalyse gibt Orientierung. Sie ist wie ein Kompass. Wenn ich mich selbst besser verstehe, dann kann ich mich auch auf die Ausbildung und den Beruf besser ausrichten.“ Als Trainerin stieg Anette Trayser an der Akademie ein. Das war kein Zufall. Sie selbst, Tochter eines erfolgreichen Gründers und Unternehmers mit starken evan- gelischen Wurzeln, hatte ihre erste Biostrukturanalyse schon im Alter von achtzehn Jahren auf Wunsch ihres Vaters absolviert. Mit dem Resultat war sie aber zunächst unzufrieden, denn ihre Biostruktur ähnelte einem Familienmitglied – wie ihr Äußeres – sehr. Sie empfand sich selbst aber als anders.

Anette Trayser führte diese Diskrepanz auf ihre Sozialisation und die Wunschbilder in der Familie zurück. Deshalb war die Analyse für sie der Beginn einer spannenden Auseinandersetzung mit der Frage: „Wie bin ich eigentlich wirklich und wie möchten andere, dass ich bin?“ Sie sagte sich: „Das Ergebnis einer solchen Analyse ist nicht in Stein gemeißelt, sondern vielmehr die Basis, um sich mit solchen sehr grundlegenden Fragen, die im Laufe des Lebens mit neuen und anderen Erfahrungen und Herausforderungen ja immer wieder auftreten, besser auseinandersetzen zu können.“

Anette Trayser – Trainerin aus persönlicher Erfahrung mit dem Structogram

In diesem Bewusstsein entschied sich Anette Trayser Anfang der 1990er Jahre dafür, selbst Trainerin für diese Methode zu werden. Sie arbeitet seither mit Freude und Erfolg mit der Biostrukturanalyse. Sie wandte sie auch als Leiterin einer unter- nehmensinternen Weiterbildungsakademie an und setzte weiterhin darauf, als sie viele Jahre der Geschäftsführung dieses Un- ternehmens angehörte.

Als Vorstandsvorsitzende der Plansecur Stiftung, die – neben anderen sozialen und kulturellen Zielen – in ihrem Studienhaus Menschen in Umbrüchen Orientierung geben möchte, suchte Anette Trayser nach Möglichkeiten, gemäß dem Stiftungsauftrag Partner für die Umsetzung dieser Idee zu finden. Die Orientierungstage für Schüler erschienen ihr ideal, um jungen Menschen mit der Biostrukturanalyse Hinweise auf die eigene Persönlichkeit und damit einen Kompass in einer entscheidenden Phase ihres Lebens zu geben.

Sie konnte das Deutsche Structogram-Zentrum als Förderer für dieses Projekt gewinnen. Da die Stiftung die CVJM- Hochschule seit langem unterstützend begleitet und Anette Trayser dem Kuratorium der Evangelischen Akademie für einige Jahre als dessen stellvertretende Vorsitzende angehörte, schloss sich der Kreis zur Kirche und nach Hofgeismar. So fanden die Plansecur-Stiftung und das Deutsche Structogram-Zentrum in der Förderung junger Menschen bei der beruflichen Orientierung mit zwei evangelischen Institutionen, der CVJM-Hochschule und der Akademie, zusammen.

Jugendarbeit oder Seniorenarbeit?

Für Anette Trayser erfüllte sich „mein Traum, denn ich wollte das, was ich über die Jahre mit Erfolg gemacht hatte, auf der Grundlage meiner eigenen, selbstkritisch reflektierten Erfahrung mit der Biostrukturanalyse an junge Leute vermitteln“. Den Studenten, die an der CVJM-Hochschule Soziale Arbeit studieren, sagt Anette Trayser, gebe die Biostrukturanalyse eine Entscheidungshilfe, welchen Weg sie einschlagen sollten: „Wer in die Kinder- und Jugendarbeit gehen will, sollte ,mehr rot’ haben, denn er muss begeistern und spontan sein können. Er braucht Macherqualitäten. In der Seniorenarbeit sind mehr grüne Anteile gefragt, denn wir müssen uns Menschen auch in schwierigen Situationen zuwenden können. Dabei hilft ein großer Grün-Anteil, denn Menschen mit großen Grün-Anteil nehmen sich gern Zeit für Andere. Die Impulsiveren sind für die alten Menschen oft zu ungeduldig.“

Jura oder Medizin

Unter den Schülern in der Akademie erinnert sich Anette Trayser an ein Mädchen, das als Berufswunsch zwischen Medizin und Jura schwankte. Die Eltern hatten ihr – vernunftbetont – zu den Rechtswissenschaften geraten. Aber die Schülerin hatte einen großen Grün-Anteil in ihrer Biostruktur, was die Trainerin darauf schließen ließ, dass diese junge Frau gerne mit Menschen arbeitet. Anette Trayser riet der Schülerin deshalb eher zum Fach Medizin. Falls sie sich aber für den Vernunftberuf des Juristen entscheide, solle sie unbedingt nach
einem Job suchen, in dem sie viel mit Menschen zu tun haben.

Fremdheit erschreckt, und Verstehen schafft Vertrauen

„Unser Leben ist so herausfordernd und von Veränderungen geprägt, dass es von Vorteil ist, wenn man sich selber möglichst gut kennt“, sagt Anette Trayser. Die Ethnologin weiß: „Fremdheit erschreckt, und Verstehen schafft Vertrauen. Das gilt auch für uns selbst.“ Die Biostrukturanalyse versetze den Einzelnen in die Lage, selbstbestimmt dem eigenen Wesen gerecht werden zu können. „Die Biostrukturanalyse“, sagt Anette Trayser, „hat mehr mit Freude zu tun als mit Können. Es geht darum zu erkennen, was mir Freude bereitet. Nur dann kann ich auf Dauer gut sein und auch Erfüllung in meinem Beruf finden.“

Amelie Moos, die Schülerin, war vom Resultat ihrer Biostrukturanalyse nicht überrascht. Bei ihr sind die Anteile blau-rot- grün sehr ähnlich ausgeprägt; eine hohe situative Flexibilität ist die Folge. Sie schloss daraus, sich in der Ausbildung erst einmal nicht zu eng zu spezialisieren.

„Der macht das nicht, um mich zu ärgern. Der ist halt einfach anders.“

Die Analyse half ihr auch zu verstehen, warum ihr die Berufswahl schwerer fällt als Mitschülern, bei denen eine Farbe überwiegt. Ein weiterer Effekt: Amelie Moss hat nun mehr Verständnis für die Eigenarten der anderen Teilnehmer. Sie weiß: „Der macht das nicht, um mich zu ärgern. Der ist halt einfach anders.“

Amelie Moos empfiehlt das Wochenende in Hofgeismar, denn es helfe, sich über die Lebensziele, das Berufsziel oder den Wunsch, die Welt zu bereisen, klarer zu werden. Sie sagte: „Das Wochenende war so gut, weil man sich über sich selbst be- wusst werden kann. Man erfährt etwas über die Struktur, wie man ist und welche Wege man mit Freude verfolgen kann und darum sollte.“

Ähnliche Erfahrungen sammelten auch andere Teilnehmer:

  • „Das Structogram hat mir sehr viel ge- bracht. Dadurch habe ich die Bestätigung bekommen, dass manche Sachen, die ich mache, keine Schwächen von mir sind.“
  • „Das Coaching zur Strukturanalyse fand ich sehr gut, weil es mir gezeigt hat, welche Berufe es in Zukunft auf keinen Fall für mich sein sollten und wo meine Stärken liegen. Das Erkennen meiner Stärken und Schwächen hat mir außerdem geholfen, viele meiner Entscheidungen aus der Vergangenheit zu verstehen und in Zukunft besser mit solchen Situationen umzugehen, indem ich sie verstehe.“
  • „Für mich kann ich sagen, dass die Analyse meinen Charakter ziemlich gut getroffen hat. Ich war erstaunt, wie treffend Anette mich, nur mit einem Blick auf mein Structogram, beschreiben konnte. Mit diesem Wissen kann ich jetzt leichter akzeptieren, wer ich bin. Danke!“
  • „Jetzt verstehe ich, warum ich etwas gerne mache“

Studienleiter Uwe Jakubczyk schildert dieselben Erlebnisse. Manche Schüler sagten ihm: „Jetzt verstehe ich, warum ich etwas gerne mache und warum mir andere Dinge so schwerfallen.“ Für ihn steht deshalb fest, dass er die Zusammenarbeit mit der Plansecur Stiftung und dem Deutschen Structogram-Zentrum fortsetzen möchte, und mit Anette Trayser ist er sich einig, dass die jungen Menschen mit dem Ergebnis der Analyse nicht allein gelassen werden sollen, sondern dass die Trainerin im Verlauf des Wochenendes auch zu Einzelgesprächen zur Verfügung steht, denn Anette Trayser hat ihre erste Erfahrung mit der Methode nicht vergessen. Sie gibt Wissen und Erfahrung weiter, denn nicht das Analyseergebnis allein, sondern die darauf gründende Selbst-Reflektion ist es, die eine bessere Orientierung im Leben und vor allem auch in Umbruchsituationen wie dem Ausbildungs- und Berufsstart ermöglicht.


Autor: Claus Peter Müller-von der Grün

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Kontakt:
uwe.jakubczyk@ekkw.de

an.trayser@plansecur-stiftung.de